Eine MDU-Vision aus Lehrersicht

Ehrlich gesagt bin ich ja mit ziemlichen Bauchschmerzen in die Ausbildung „Tagesmusikschule MDU®" gestartet: Ich unterrichte seit über 20 Jahren mit großem Erfolg im Einzelunterricht und habe auch schon viele Preisträger hervorgebracht. Aber irgendwie habe ich immer weniger Zukunftsperspektiven gesehen: nicht nur, weil meine Schüler immer weniger geübt haben, sondern auch, weil die Abmeldezahlen ganz allmählich immer weiter anstiegen. So konnte es einfach nicht weitergehen…

Zunächst habe ich selbst ein wenig "herum experimentiert" und das ausprobiert, was mir Kollegen der Nachbarmusikschule von ihrer MDU®-Ausbildung erzählt haben. Aber im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass ich mich nach einigen "persönlichen Sackgassen" doch dazu entschlossen habe, mich zur MDU®-Ausbildung anzumelden. Dort wurden mir geduldig meine Fragen beantwortet; viele kompetente Rückmeldungen haben mir geholfen, zunächst einmal bei mir selbst zu beginnen. Die Veränderungen bei Schülern und Eltern liess dann nicht lang auf sich warten...

Ich fühle mich zwar immer noch nicht ganz sicher in den neuen Unterrichtsformen - aber vielleicht ist das ja auch ganz gut so, denn so bleibe ich offen und neugierig. Es fällt mir manchmal immer noch recht schwer, „loszulassen" und mich nicht immer selbst für die Lösung aller Probleme verantwortlich zu fühlen. Aber durch unsere Arbeit im Team erhalte ich eine grosse Unterstützung. Wir sind zwar ziemlich verschieden, haben aber mit der Zeit gelernt, dies als Chance zu sehen. Ich frage mich, wie ich es früher ausgehalten habe, alles allein machen zu müssen!

Und seitdem Frau Müller als Schülerin hinzu gekommen ist, hat meine Freude am Unterricht nochmals nahezu einen Quantensprung gemacht! Eigentlich fand ich das ja zunächst gar keine gute Idee, sie nach ihrer Pensionierung - und dazu 45 Jahre nach ihrer letzten Klavierstunde - in die Schülergruppe zu integrieren. Aber von ihren großen Erfahrungen als Grundschullehrerin habe ich mehr profitieren können als von sämtlichen Pädagogik-Vorlesungen während meines Studiums! Sie ist überhaupt keine Belastung, im Gegenteil: ihr eigenes Klavierspiel hat sie quasi nebenbei wieder aufgefrischt und ist als Begleiterin für viele Schüler gar nicht mehr wegzudenken. Und sie selbst hat wohl den meisten Spass daran!

Manchmal erinnere ich mich noch daran, wie es früher war, als ich mich ganz allein für die Motivation der Schüler verantwortlich fühlte. Aber wie viel grösser ist doch ihre Lust, wenn sie etwas können wollen, das die Älteren können! Und während der Pubertät ist nun kaum noch ein „Loch" zu beklagen, sondern es ist oft dieser besagte „innere Schweinehund" zu beobachten, der sie befällt, wenn die „kleinen Kinder" schon etwas spielen wollen, das sie als „junge Erwachsene" gerade erst so einigermassen können. Je mehr ich mich aus diesen „Spielchen" heraus halte, desto mehr Energie beobachte ich bei meinen Schülern.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, je pensioniert zu werden…

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