Eine MDU-Vision aus Sicht der Schulleitung

Vor einigen Jahren war das Thema „Kooperation mit Schulen" in aller Munde.

Eine Schulleiter-Kollegin berichtete mir damals von Lehrpersonen ihrer Schule, die eine Ausbildung über mehrere Module zum Thema „MultiDimensionaler InstrumentalUnterricht (MDU)®" besucht hatten. Diese Lehrerinnen und Lehrer trafen sich regelmässig, führten jedes Jahr eine MDU-Projektwoche durch und - völlig unglaublich - eine der besten Lehrerinnen verzichtete freiwillig auf ihren schönen Unterrichtsraum und wollte stattdessen lieber in einer benachbarten Schule - aber dafür dort in mehreren Räumen - arbeiten. Erstaunlich: Keiner dieser Lehrpersonen hielt dafür die Hand auf!

Nachdem wir uns dort den MDU®-Unterricht angeschaut hatten, haben dann auch einige Lehrpersonen unserer Musikschule die MDU®-Ausbildung absolviert (ich gebe zu: zunächst haben wir es "auf eigene Faust" probiert - es hat aber ehrlich gesagt nicht viel gebracht...). Auf einen Nenner gebracht: Waren wir vor 10 Jahren noch eine „Instrumental-Unterrichts-Vermittlungs-Agentur", so sind wir jetzt im wahrsten Sinne des Wortes zu einer MUSIK-SCHULE geworden: Musik hat Raum und Zeit bekommen, wir leben mit „offenen Türen" und arbeiten mit-einander.

Grosse Sorgen machte ich mir während meines ersten Coaching-Gespräches mit Gerhard Wolters, dass bei uns bald ein Verwaltungs-Chaos ausbrechen könne. Es blieb jedoch nicht nur aus, sondern die Verwaltung ist nun viel einfacher und flexibler geworden. Es gibt weder unterschiedliche Zeit-Tarife, kein mühsames Basteln an Stundenplänen noch ungeplante Schwankungen von Unterrichts-Pensen. Das ging natürlich nicht von heute auf morgen, doch der Veränderungs-Prozess wurde von Wolters und seinem Team kompetent und umsichtig begleitet.

Wir sind sogar mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Teil der "normalen" Schule geworden. Nach wenigen Jahren haben wir sogar am Vormittag mit dem Unterricht starten können! Selbst die Mathe-Lehrer waren begeistert: statt sich ständig Sonderaufgaben für einige Schülergruppen ausdenken zu müssen, können sie diese nun zu den anwesenden Instrumentallehrern schicken und sich nun ihrerseits intensiver um die schwächeren Schüler kümmern.

Politisch haben uns diese Veränderungen viele Türen geöffnet, um schlussendlich eine derart gute gesetzliche Verankerung zu erhalten, wie wir sie uns früher nie haben träumen lassen.

Es gibt zwar immer noch benachbarte Musikschulen, die noch keine MDU®-Formen in ihren Unterricht integriert haben. Und es gibt auch bei uns immer noch Lehrpersonen, die ausschliesslich Einzelunterricht erteilen wollen. Aber das ist gar kein Problem: zum einen wird es immer einen Teil Schüler geben, die genau diesen einmal wöchentlich stattfindenden Einzelunterricht wollen; zum anderen hat mittlerweile auch der letzte Lehrer und die letzte Schule gemerkt, dass diese Unterrichtsformen kein „Hexenwerk" sind, sondern dass sie das ganz natürliche - und somit effektivste - Lernverhalten eines Kindes in besonderer Weise fördert.

(zurück)